Teil II: Der Unterschied zwischen direktem und indirektem Personenschutz

01.03.2018

Blogbeitrag Teil 2 / 2: Indirekter Personenschutz

Der indirekte Schutz sind eine Vielzahl von Hintergrundaktivitäten. Zum einen ergänzen diese den direkten Personenschutz, wodurch das Schutzniveau insgesamt erheblich erhöht wird, zum anderen wird die periphere Absicherung der Schutzperson gewährleistet.

Ein elementarer Bestandteil ist die Sammlung von Informationen zur frühestmöglicher Erkennung von Bedrohungen, bevor diese sich zu riskanten Situationen entwickeln. Dazu zählt nicht nur die kontinuierliche Voraufklärung, um relevante Aspekte hinsichtlich der Personen, des Raumes und der Vorgänge herauszuarbeiten. Sondern auch die verdeckte Ermittlung vor und nach dem Einsatz, um Handlungen der Gegenseite zu erkennen. Somit kann es als ein Frühwarnsystem gewertet werden, mit dessen Hilfe der Gefahr mit Initiative begegnet und abgewehrt werden kann.

Ein weiteres Element ist die Eigenverantwortung der Schutzperson im Kontext der Schutzziele. Mittels praxisbezogener, länder- und themenspezifischer Trainingsmaßnahmen, wird die Sensibilität über Bedrohungen geschärft. Trainiert werden unter anderem die Reaktion in gefährlichen Situationen, sicherheitsbewusstes Verhalten im Internet und das Ablegen von festen Gewohnheiten.
Des Weiteren ist der Schutz nahestehender Personen, wie Familienangehörige und enge Freunde, von wichtiger Bedeutung, denn deren Bedrohung oder Entführung könnte den Handlungswillen der Schutzperson einschränken. Daher ist eine umfassende Aufklärung über die Gefahrenlage, der getroffenen Sicherheitsmaßnahmen und Verhaltenstrainings nötig. Zusätzlich kann durch Anregung eines vertrauensvollen Informationsaustausches nützliche Erkenntnisse für das Lagebild generiert werden.

Dieses Lagebild wird zudem durch die Zusammenarbeit mit den Angestellten, wie der Haushaltshilfe, dem Kindermädchen oder dem Gärtner, weiter verdichtet. Diese Personen sind regelmäßig vor Ort und können mit Hilfe der entsprechenden Sensibilisierung sachdienliche Wahrnehmungen, wie Veränderungen im Umfeld, verdächtige Aktivitäten oder schlicht Ungewöhnliches, zusammentragen.
Getrieben durch die Digitalisierung, wird der Reputations- und Identitätsschutz zunehmend wichtiger. Das Ziel des Identitätsschutzes ist vertrauliche Daten über die Schutzperson und gegebenenfalls ihrer Angehörigen im Internet zu schützen. Damit soll verhindert werden, dass höchstpersönliche Details missbräuchlich für kriminelle Handlungen genutzt werden. Eine Methode ist das Keyword-Monitoring des Internets, wobei gezielt nach personenbezogenen Informationen gesucht wird und bei Auffälligkeiten reagiert werden kann. Dies kann auch zum Schutz der Reputation genutzt werden, denn die Schädigung des Rufes kann existenzielle Folgen haben und wird aufgrund der anonymen Tatbegehung im Internet immer häufiger.

Weitere Maßnahmen des indirekten Personenschutzes

• bauliche Maßnahmen (Perimetersicherung, Schutzraum)
• technische Maßnahmen (Abhörschutz, Sonderfahrzeuge)
• organisatorische Maßnahmen (Kommunikations- und Notfallpläne)
• Überwachung des Anwesens während Abwesenheit der Schutzperson
• Nachrichtengewinnung aus frei verfügbaren Quellen (Open Source Intelligence)
• sichere Kommunikation (Telefonie, E-Mail) und Datensicherheit
• forensische Maßnahmen
• 24h Notrufservice
• Hintergrundüberprüfung der Bediensteten und Beauftragten
• Netzwerkpflege zu Sicherheitsspezialisten

Keep in Mind

• Personenbezogene Gefährdungsanalyse des Beruflichen und Privaten ist die Grundlage für die Ausrichtung der direkten und indirekten Schutzmaßnahmen.

• Direkter Personenschutz sind alle operativen Maßnahmen im unmittelbaren Bereich der Schutzperson, um schnellstmöglich auf drohende Gefahren zu reagieren.

• Wahrnehmbare Präsenz des direkten Schutzes: High Profile hat abschreckende Wirkung infolge offensichtlicher Schutzdemonstration, Low Profile hat durch unauffälligen Begleitschutz eine Verringerung der Exposition zur Folge.

• Indirekter Personenschutz sind zahlreiche Hintergrundaktivitäten, die auch die Schutzperson peripher schützen.

• Informationsgewinnung ist elementar, denn Gefahren sind zu vermeiden anstatt sie zu bewältigen.

• Durch Trainings und Sensibilisierung wird die Eigenverantwortung der Schutzperson und des sozialen Umfeldes erhöht.

• Das ganzheitliche Personenschutzkonzept besteht aus dem permanenten indirekten und dem zumeist anlassbezogenen direkten Personenschutz.

Quellen:
Radner, M. (2008). Personen- und Begleitschutz. ISBN 978-3936632545.
Schwarzenbach, R. (2008). Personenschutz im In- und Ausland. ISBN 978-3-415-04118-9.

Anmerkung Seitens der Privatimus GmbH: Dies ist ein Blogbeitrag von Christian Kluge.

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